10. Oktober 2025
Ein Ort mit Geschichte – Das Sommerhaus „Höri

Diese Woche findet die letzte Exkursion unserer Reihe zum 100-jährigen Jubiläum unseres Büros statt. Ziel ist ein Ort, der für unsere Familie eine ganz besondere Bedeutung hat: das Sommerhaus „Höri“ am Bodensee.
Das Haus wurde im Jahr 1937 von Heinrich Wurm als Ferienhaus für seine Familie entworfen. Es entstand in Massivbauweise und zeigt sich als klassisches Sommerhaus – schlicht, durchdacht und eng mit seiner Umgebung verbunden. Auf eine Heizung wurde bewusst verzichtet, was die Nutzung auf die warme Jahreszeit beschränkte. Besonders charakteristisch ist das schmiedeeiserne Tor, das den Blick und die Atmosphäre der Bodenseelandschaft bis ins Innere des Hauses einfließen lässt.
Architektur und Inspiration
Den Ort Gaienhofen auf der Halbinsel Höri wählte Heinrich Wurm nicht zufällig. Sein Interesse an Kunst führte ihn dorthin, denn gerade während der Zeit des Dritten Reiches wurde die Höri zu einem Zufluchtsort vieler Künstler. Auch Hermann Hesse, ein entfernter Verwandter von Wurm, lebte von 1904 bis 1912 in Gaienhofen.
Das Grundstück, auf dem das Haus entstand, war ursprünglich landwirtschaftlich wenig wertvoll, dafür aber in unmittelbarer Nähe zum See gelegen. Der Bauer, der das Grundstück verkaufte, war froh über den „Städter“, der diese nasse Wiese kaufte.
Während der Planungszeit verbrachte Heinrich Wurm viel Zeit im Tessin, was die architektonische Handschrift des Hauses, zusätzlich zu seinem eigenen Stil, prägte. Mit seiner typischen Kombination aus Funktionalität, Sensibilität für den Ort und einer klaren, unaufdringlichen Formensprache entstand ein Bauwerk, das feinfühlig auf das Bodenseeufer abgestimmt ist. Gemeinsam mit örtlichen Handwerkern setzte er das Projekt um und übernahm selbst die Bauleitung – regelmäßig reiste er dafür mit dem Auto nach Gaienhofen.
Zeiten des Wandels
Die Freude am Ferienhaus währte jedoch zunächst nur kurz. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus unzugänglich, und ein Badeverbot am See sollte verhindern, dass jemand über die Grenze in die Schweiz schwamm. Nach dem Krieg wurde das Gebäude beschlagnahmt und sollte als Wohnraum für Flüchtlinge genutzt werden.
Durch Heinrich Wurms Künstlernetzwerk konnten jedoch schließlich die Künstler Erich Heckel und Hermann Kindermann in das Haus einziehen. Sie lebten dort bis Mitte der 1950er-Jahre, bevor das Sommerhaus wieder vollständig von der Familie genutzt werden konnte.
Ein Ort gelebter Familientradition
Das Sommerhaus „Höri“ ist bis heute in Familienhand – und wird von uns gemeinsam genutzt und erhalten. Inzwischen genießt schon die fünfte Generation ihre Zeit hier. Für uns ist die „Höri“ weit mehr als nur ein Haus – sie ist ein Ort voller Erinnerungen, Sommermomente und Familiengeschichte.






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